Vom 4. bis 6. Februar 2018 fand das Branchentreffen führender Persönlichkeiten aus Handel, Konsumgüterindustrie und damit verbundenen Wirtschaftszweigen in München statt. Das topaktuelle Motto des Kongresses lautete „MENSCH – das ist Zukunft!“. Redner aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft informierten über essentielle Fragen der Zeit und präsentierten neue Denkansätze für die Gestaltung der Welt von morgen. Erfolgreiche Startups und Unternehmen stellten ihre Chancen und Herausforderungen in der digitalen Ära vor ebenso wie ihre essentiellen Wertefragen.
Simone Krah – MMM-Präsidentin eröffnet den Kongress:
In ihrer Rede betonte die Präsidentin, dass Zukunft Identität brauche, gerade in Zeiten der Digitalisierung. Krah: „Wer Zukunft gestalten will, muss Sinn stiften, von den Menschen her denken, sie mitnehmen und ihre Stärken zum Leuchten bringen. Denn es sind gerade die Soft Skills, die der Mensch einem Roboter voraus hat.
Empathie, Herzenswärme, Bauchgefühl, unabhängiges, flexibles Denken, Fähigkeit zum Teamwork.“ Wenn es gelinge, Marktplätze des Miteinanders – online wie offline – zu schaffen für Mitarbeiter und für Kunden, und es gelinge, die positiven Effekte der Digitalisierung zu nutzen mit dem Menschen als Erfolgsfaktor, brauche man keine Sorge um die Zukunft zu haben.
Im Folgenden veröffentlichen wir einzelne ausgewählte Zitate der Redner:
Tim Leberecht, Business-Vordenker, Unternehmer und Autor:
- Die große Frage ist nicht, ob Maschinen denken können, die größere Frage ist, ob Menschen noch fühlen können, so Tim Leberecht. „Die wichtigste Arbeit für uns Menschen ist die, die schön, mit Liebe, erledigt werden muss“. Romantik sei das Alleinstellungsmerkmal, wenn andere rationalisieren.
- „Wir sind alle vernetzt, aber noch nie waren wir so einsam“, sagt Leberecht. Warum? Das Gegenteil von Einsamkeit sei Intimität und die gehe uns Schritt für Schritt verloren. Viele Unternehmen haben das erkannt und setzen auf Intimität, echte Kundenbeziehungen.
Lionel Sourque, CEO REWE Group:
- Herausforderungen im deutschen Markt: Verdrängungswettbewerb, Digitalsierung, Kostendruck und demografischer Wandel.
- Rewes Antworten auf die Herausforderungen, so Souque: engagierte Mitarbeiter, Frische, Eigenmarken, Convenience, gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Kooperationen.
Dirk Steffens, Dokumentarfilmer, Wissenschaftsjournalist & WWF-Botschafter:
- Wenn die Eisbären aussterben, hat das global betrachtet keine große Auswirkungen auf die Menschen. Aber der Grund für das Aussterben ist auch für die Menschheit verheerend: der Klimawandel. Hinzu kommt die Umweltverschmutzung. „Der Mensch verschmutzt inzwischen Bereiche, die er gar nicht bewohnt. Das erste, was ich in 800 Metern Tiefe im Ozean gesehen habe war … eine Coladose.“
- Größtes Problem der Erde und somit auch von uns Menschen ist das massenhafte Aussterben der Arten. Beispiel Elefanten. Von ihrem Kot drehen Käfer Kugeln. Das Käferweibchen legt Eier in die Kotkugel. Weitere Lebewesen fressen wiederum die Käfer … Es ist eine lebenswichtige Kette, die am Ende auch den Menschen erreicht.
Petra Hesser, IKEA Group, Global HR Manager sowie Interim-Manager Development & Expansion:
- Für die Mitarbeiter muss die Vision und Mission des Unternehmens klar sein. Dann lässt sich Digitalisierung leichter einbinden. Wichtig dabei ist das „angstfreie Lernen“. Das gilt nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Führungskräfte. Hesser nennt dies „Kultur der Inspiration und Klarheit“ und „Kultur der Neugierde und Offenheit“. Neben den weiteren Leitlinien „Kultur der Hierarchielosigkeit“, „Kultur der grenzenlosen Zusammenarbeit“ ist Respekt für Petra Hesser ein sehr wichtiger Faktor.
Dr. Mariana Bozesan, Internationales Vollmitglied im Club of Rome, führende Kraft der integralen Nachhaltigkeitsbewegung im Finanzbereich und der Wirtschaft:
- Bozesan stellt die 6 Ds der Digitaliszierung vor:
1. Digitalization
2. Deception (Täuschung)
3. Disruption
4. Demateralization
5. Demonetarization (Preisverfall)
6. Democration
Angesichts der extremen Transformation durch Digitalisierung stellt Dr. Bozesan die Frage: Was können wir tun? Antwort: Nachhaltigkeit, Philanthropie, Integration.
Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Leiter des Institut für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien:
- Markus Hengstschläger stellt die provakante Frage: Ist die Zukunft vorhersehbar? Fest steht für ihn: Die Zukunft kommt schneller auf uns zu als früher.
- Wissensexplosion ist ein Stichwort – was tatsächlich wahr ist, ist nicht mehr klar einzuschätzen. „Wenn Sie nur lange googlen, finden Sie zu jeder Frage mindestens zwei verschiedene Antworten“. Hengstschläger: Umdenken, wenn es um die Angst vor Industrie 4.0 geht und die Schwierigkeit, auf „vorhersehbare Zukunft“ vorbereitet zu sein. Relevant ist: Was leisten wir, was sehen wir, im Durchschnitt im Vergleich zu den anderen.
- Wir brauchen Security für vorhersehbare Zukunft und Flexibility für unvorhersehbare Zukunft.
- Hengstschläger: Es gibt eine genetische Kompenente des Könnens, aber sie ist sehr gering“. Der Unterschied beträgt 0,1 Prozent an genetischer Individualität. Talent ist das Stichwort. „Die Herausforderung ist, Talent zu fördern“.
- Für unvorhersehbare Zukunft muss man Kompetenzen vermitteln, für vorhersehbare Zukunft Wissen.
Nicolas Lecloux, Gründer/CMO true fruits GmbH:
- Zur Kommunikation für true fruits sagt Lecloux: „Wir sehen uns in einer Lifestyle-Ecke und erzählen den Kunden nicht, dass Smoothies ein Gesundheitsprodukt sind. Sie sind ein Genussmittel und das kommunizieren wir auch so. Und wir setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Kommunikation über die Verpackung (Glasflasche) und Instagram, Facebook gehören ebenso zur Strategie.
- „Die einzige Konstante in einer veränderten Welt ist der Faktor, ein Mensch zu sein.“
Ali Mahlodji, Co-Founder, Chief Visionary & Chief Storyteller, WHATCHADO:
- Alle Menschen habe Potenzial, alle sind lernfähig. Neugierde ist die treibende Kraft, weil wir so die Dinge lernen, die wir wollen. Und „das Lernen aus Fehlern ist die ursprünglichste Form des Lernens“. Sein Appell: Als Führungskräfte greifen wir immer in Schicksale der Mitarbeiter ein. Wir müssen ihnen Sinn mitgeben.
Dr. Lammert Lammert, Bundestagspräsident a.D.:
- Wir müssen uns mit zwei Dingen gründlicher beschäftigen: Volk und Demokratie.
- „Vielleicht ist das demokratische Prinzip deshalb so kompliziert, weil es einen Willen umsetzen soll, den es gar nicht gibt: den Volkswillen. Den gibt es nicht im Singular, sondern nur im Plural“, so Lammert.